New Work

NEW WORK – ein Sammelbegriff für Arbeits- und Unternehmensmodelle der Zukunft in Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung. Mit einigen Beiträgen und Beispielen wollen wir ihn mit Leben füllen.
„11 Werte einer neuen Arbeitswelt“ und „Veränderungsprozesse sicher und gesund gestalten – Auf die Haltung kommt es an“, waren die Themen von zwei Vorträgen auf einem Workshop der DGUV auf der A+A. Beide stellen wir hier vor. Doch wir werden die verschiedenen Aspekte dieses umfassenden Themas weiter verfolgen. Zum Beispiel, wie sich Digitalisierung im BGM nutzen lässt oder wie Gesundheitsförderung zielgruppenorientierter organisiert werden kann.

A+A Kongress: 11 Werte einer neuen Arbeitswelt

Wandel in der Arbeitswelt – das bedeutet auch eine Veränderung der Unternehmenskultur, von den Erwartungen, die Beschäftigte und Unternehmensleitungen an die Gestaltung der Arbeit knüpfen. Dazu hat ein Team von Organisationsentwicklern 11 zentrale, allgemeingültige Werte in den Kontext von New Work verankert und charakterisiert damit auch den Wertewandel einer neuen Arbeitswelt. Die Arbeitswissenschaftlerin Prof. Dr. Frauke Jahn stellte sie in einem Workshop der DGUV auf dem A+A-Kongress vor.
© 2021

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Die A+A ist DIE internationale Leitmesse für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Aussteller präsentieren hier neueste Produkte, innovative Lösungen und Ideen rund um den Arbeits- und Gesundheitsschutz. Eine Plattform für aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse bietet ein mit der A+A verbundener Kongress, organisiert von der Bundesarbeitsgemeinschaft für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, Basi. Dort standen Themenfelder wie „New Work“ , mobiles Arbeiten, oder Digitalisierung im Fokus von Workshops und Vorträgen.
Auf einem der Workshops der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung waren wir dabei, zwei Vorträge zum Thema New Work stellen wir hier vor.

New Work ist die Bezeichnung für ein neues Verständnis von Arbeit in Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung. Eine Kernbotschaft ist: Freiheit, Selbständigkeit und Teilhabe an der Gemeinschaft.
In ihrem Impulsvortag postulierte Professorin Frauke Jahn vom Institut für Arbeit und Gesundheit 11 zentrale Werte einer neuen Arbeitswelt. Dieser Wertekatalog wurde von Organisationsentwicklern aufgestellt und charakterisiert den Wertewandel in der Arbeit.

Prof. Dr. Frauke Jahn, Institut für Arbeit und Gesundheit
Die neuen Werte sind streitbar, was nicht streitbar ist: die Werte der Arbeitswelt haben sich verändert, insbesondere in den letzten beiden Jahren und verändern sich weiter, und zwar immer schneller. Mitarbeiter erwarten etwas anderes von ihren Unternehmen und Unternehmen erwarten etwas anderes als bisher von ihren Mitarbeitern. In New Work Unternehmen oder Unternehmen der modernen Arbeitswelt fallen andere Werte ins Gewicht als in klassischen Unternehmen.

Nachhaltigkeit ist einer der ersten Werte in der neuen Arbeitswelt. Das ist, glaube ich nicht verwunderlich und in vielen Unternehmen schon angekommen. Dabei ist wichtig: Nachhaltigkeit ist nicht nur Umweltschutz. Ökologische, ökonomische und soziale Aspekte gehen bei der Nachhaltigkeit Hand in Hand. Das ist auch für viele Unternehmen, die sich mit der neuen Arbeitswelt beschäftigen, zentral. Und doch ist echte Nachhaltigkeit oft noch Nebensache in Unternehmen oder vielleicht manchmal sogar nur Greenwashing. Dabei lohnt es sich. Nachhaltigkeit kann zum Wettbewerbsvorteil werden, einmal durch Kosteneinsparungen, durch eine höhere Arbeitszufriedenheit, eine höhere Motivation der Beschäftigten und die Förderung von Innovation. Und gleichzeitig schützt Nachhaltigkeit auch Mitarbeiter vor Fehlbelastungen oder negativen Belastungen.

Der zweite Wert in der neuen Arbeitswelt, aber schon in der alten und Ihnen ganz sicher bekannt, ist die Sicherheit. Sicherheit und Gesundheit sind noch stärker in den Vordergrund gerückt in den letzten zwei Jahren und bilden zentrale Werte der neuen Arbeitswelt. Sicherheit ist wichtig. Das wissen wir alle im Sinne von Gefahrenabwehr, und auch die Einbindung des einzelnen Mitarbeiters und des Teams in Entscheidungen, fördert die Sicherheit.

Der dritte Wert, den ich Ihnen vorstellen möchte, ist Gleichberechtigung. Bei Gleichberechtigung erwarten Beschäftigte häufiger etwas anderes, als im Unternehmen gelebt wird. Gleichberechtigung heißt aber nicht, dass alle Menschen gleich sind, oder dass sie gleich behandelt werden wollen. Denn der Begriff Gleichberechtigung kommt von Gerechtigkeit. Gleichberechtigung sichert allen Beschäftigten die gleichen Rechte im Unternehmen Unabhängigkeit von der Herkunft, vom Geschlecht, oder auch von der Religion. Gleichberechtigung fördert den echten Meinungsaustausch und positiv gelebt führt er dazu, dass man für Probleme und für Aufgaben die bestmögliche Lösung findet.

Der vierte Wert ist Vertrauen. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser? Nicht immer und nicht unbedingt. Je flexibler die Strukturen in der neuen Arbeitswelt sind, je komplexer die Situationen sind, desto mehr Handlungsspielraum, Entscheidungsspielraum, Autonomie und Vertrauen bedarf es. Wer also in der neuen Arbeitswelt versucht, weiter über Macht zu führen, über Anweisungen und über Kontrolle, ist in der neuen Arbeitswelt fehl am Platz.

Der fünfte Wert ist Offenheit. Ein offener Umgang miteinander zeugt von Wertschätzung und fördert den Austausch im Unternehmen. Dabei muss Offenheit in zwei Richtungen gedacht werden, einmal in Aufgeschlossenheit. und zum anderen in Ehrlichkeit. Nur das ermöglicht einen konstruktiven Umgang mit Fehlern und fördert eine positive Lernkultur. Offenheit ist wichtig und ein wichtiges Merkmal von leistungsfähigen Teams, Offenheit kann sich aber nur einstellen, wenn ein Team am Anfang Zeit hat und die Möglichkeit hat, sich zu finden, seine Rollen zu definieren und seine Regeln aufzustellen.

Der nächste Wert, der sechste Wert, das ist der Sinn oder das Sinnerleben in der Arbeit. Und hier möchte ich mit einem Zitat beginnen von John Locke: „Arbeit um der Arbeit willen ist gegen die menschliche Natur.“ Die neue Arbeitswelt stellt die grundlegende Frage nach dem Sinn der Arbeit. Sinnvolle Arbeit, das ist für ca. die Hälfte der Beschäftigten entscheidender als das Einkommen. Wer Sinn in seiner Arbeit sieht, steckt Rückschläge besser weg, ist motivierter, zufriedener und ist seltener häufig krank. Führungskräfte können dafür Sorge tragen, dass Beschäftigte die Bedeutung ihrer eigenen Arbeit entdecken und vor allen Dingen auch die Bedeutung ihrer Arbeit für andere.

Ein weiterer Wert ist der Wert Mut in der Arbeitswelt. Denn wer in der digitalen Arbeitswelt erfolgreich sein will, der braucht Mut. Egal ob man Führungskraft ist oder nicht. Mut braucht man, oder Mut braucht Vertrauen zu sich selbst und vor allen Dingen zu anderen, also zum Kollegen, zur Kollegin, zum Mitarbeiter und zur Mitarbeiterin.

Engagement wirkt sich auf die Leistung aus, bei mehr Engagement wird effizienter gearbeitet. Arbeitsklima und soziale Unterstützung sind besser. Spannend ist, bei New Work geht es nicht nur um das Engagement des Beschäftigten, sondern auch um das Engagement des Unternehmens. Das Unternehmen ist genauso gefragt, denn entscheidend ist nicht nur, was der Mitarbeiter einbringt, sondern, dass das Unternehmen Arbeit gut gestaltet. Denn passt die Arbeit nicht zu den gestellten Anforderungen, führt Engagement schnell zu Überforderung oder auch zu Erschöpfung.

Selbstentwicklung ist der neunte Wert der neuen Arbeitswelt, den ich Ihnen vorstellen möchte. Selbstentwicklung ist nichts, was automatisch da ist, sondern ist ein Prozess, der sich einstellt und den man über mehrere Stufen denken kann. Mit jeder Stufe erweitert sich der persönliche Horizont. Aber was wichtig ist: Selbstentwicklung braucht Nahrung und Möglichkeiten im Unternehmen. Das können sein zum Beispiel gut gestaltete Arbeitsinhalte, Entscheidungs- und Handlungsspielraum. Und wichtig ist, wer sich selbst weiterentwickelt, dem ist es auch möglich, die Perspektive zu wechseln und auch andere Meinungen, oder andere Sichtweisen, andere Werte zu akzeptieren und für sich einzuordnen, auch wenn sie von der eigenen Haltung abweichen.

Ebenfalls ein wichtiger Aspekt in der neuen Arbeitswelt ist das, was wir bisher unter Work-Life-Balance kennen und in der neuen Arbeitswelt Work-Life-Blending genannt wird. Work-Life-Balance wird in der neuen Arbeitswelt von Work-Life-Blending abgelöst, das heißt die Vermengung von Arbeiten und Leben, beide Lebenswelten durchdringen sich und erfordern auf der einen Seite Flexibilität, aber auch Disziplin von mir selbst, weil Abschalten und Ruhezeiten sind in beiden Lebenswelten dringend nötig.

Und der letzte Wert und der letzte Begriff, den wahrscheinlich die meisten mit New Work verbinden, ist die Individualisierung. New Work steht für Individualisierung. Das zeigt sich heute noch deutlicher, der Einzelne will sich aus der Masse abheben, will sichtbar sein und gesehen werden. Aber auch Gruppen wollen sichtbar sein, wollen sich abgrenzen und miteinander identifizieren. Beschäftigte sind heute selbstbewusste Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und haben dieses wachsende Bedürfnis, sichtbar zu werden. In New Work geht es aber nicht um lauter Egos, sondern es geht um das starke Ich in einem starken Wir. Grundlage für die Individualisierung von New Work sind gemeinsame Werte, Sinnerleben und vor allen Dingen eine verbindende Unternehmenskultur.

Zum Thema „New Work“ finden Sie eine Reihe von Veröffentlichungen auf den Webseiten der DGUV und der BG RCI, ausführliche Informationen zu den hier vorgestellten elf Werten in der von der „Initiative gesunde Arbeit“, herausgegebenen Broschüre „NEW WORK & Werte“

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