BGM post Corona

Die Corona Pandemie hat bewirkt, dass das Bewusstsein für die eigene Gesundheit gestiegen ist. Das hat Konsequenzen für die gesamte Gesundheitspolitik und damit auch für das Betriebliche Gesundheitsmanagement.
Besonders der Bereich Prävention hat in der Arbeitswelt eine höhere Relevanz bekommen und das BGM wird künftig nicht nur an Bedeutung gewinnen, sondern noch deutlicher am Erfolg gemessen als bisher.
BGM auf dem Prüfstand: Wie und welche Kriterien hier angelegt werden sollten – dazu Analysen und Vorschläge für neue Konzepte.

Digitale Gesundheitsanwendungen im BGM

Im Rahmen des BGM werden zunehmend Gesundheits-Apps, Tools oder Plattformen genutzt. Eine Hilfe für die Nutzer bei der Auswahl bieten Prüforganisationen.
© 2022

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PROF. DR. VOLKER NÜRNBERG, Partner BDO
„99 Prozent aller Gesundheits-Apps die auf dem Markt sind, sind völliger Schrott…“

Seit dieser Einschätzung ist einige Zeit vergangen und die Anzahl an Gesundheits-Apps hat stetig zugenommen, doch wie steht es mittlerweile um deren Qualität?

PROF. DR. VOLKER NÜRNBERG, Partner BDO
Die Qualität der Apps ist besser geworden. Viele schlechte Apps sind vom Markt gegangen, verschwinden dann einfach. Und die Krankenkassen zertifizieren zum Beispiel Apps. Wir müssen mehr auf den Datenschutz achten, das ist auch geschehen. Und viele Apps sind heutzutage auch mehrsprachig, so dass wir da eigentlich auf einem guten Weg sind.

Und dieser „gute Weg“ wird mittlerweile nicht nur von den Krankenkassen, sondern auch von Institutionen der Qualitätssicherung flankiert. So prüft die Zentrale Prüfstelle für Prävention, ZPP, digitale Angebote der Prävention und Gesundheitsförderung.
Und im Auftrag des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte wurde ein spezielles Verzeichnis von zertifizierten Produkten, darunter auch Apps, entwickelt. In diesem Verzeichnis, dem DiGA, aufgeführte digitale Gesundheitsanwendungen können von Ärzten und Psychotherapeuten verordnet werden und die Kosten werden von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen. Das bedeutet in punkto Auswahlkriterien mehr Sicherheit für die potenziellen Nutzer. Häufig werden im Rahmen von Kongressen, Veranstaltungen und Messen digitale Gesundheitsprodukte und -anwendungen vorgestellt. Auch auf dem BGM Kongress in Köln wurden digitale Tools und Apps von den Entwicklern präsentiert.

DR. med. ALICE MARTIN, Ärztin
Über die App können die Mitarbeiter Haut-, Haar- Nagelveränderungen fotografieren und beantworten dann kurz einen Fragebogen und kriegen dann von einem Hautfacharzt einen kompletten Arztbrief mit einer Einschätzung und auch einem Privatrezept falls notwendig.

Eine Online-Hautarztpraxis, denn die Diagnose kommt nicht mittels KI wie bei einigen anderen Online-Formaten, sondern direkt von einem Facharzt. Eine Mischung aus Mensch und Technik. Doch nicht nur im individuellen Gesundheitsbereich, auch für den Arbeits- und Gesundheitsschutz könnte diese App nützlich sein. Berufsbedingte Hautprobleme sind häufiger als jede andere Berufskrankheit. Für die Betroffenen stellen sie oft eine erhebliche Belastung dar und können im Einzelfall sogar zur Aufgabe der Beschäftigung führen.

DR. med. ALICE MARTIN, Ärztin
Wir haben ja bei den Mitarbeitern zu vierzig Prozent dermatologische Erkrankungen bei berufsbedingten Erkrankungen, das bedeutet Prävention ist ein ganz großes Stichwort und die Haut als größtes Organ, wir haben ja über fast zweitausend verschiedene Diagnosen und das ist was ganz Tolles, weil egal ob es um das Handekzem geht, oder ob es um Sonneneinstrahlung geht, oder andere Erkrankungen, in dem Zusammenhang können wir mit den Betriebsmedizinern zusammenarbeiten, mit dem Patienten schon frühzeitig etwas diagnostizieren, was noch schlimmer hätte werden können, aber da wir früh dabei sind, machen wir eigentlich Prävention.

Mit einem Check-up mehr über seinen Gesundheitsstatus zu erfahren, auch das kann Prävention sein, besonders dann, wenn das Ergebnis dazu beiträgt den Lebensstil zu überprüfen und gegebenenfalls zu verändern.

LUCAS SPRANGER, Sportwissenschaftler
Mesana ist ein achtundvierzig Stunden Gesundheitscheck, der über die Herzfrequenz die Gesundheit misst, in Kombination mit einem Fragebogen und das Ganze kommt nach Hause, das heißt jeder Mitarbeiter kann das zu Hause anlegen und bekommt am Schluss einen Gesundheitsbericht mit seinen Gesundheitsmaßnahmen zugeschickt.

Vom Sensor werden neben der Herzfrequenz und einem EKG noch weitere Werte wie die Herzratenvariabilität, oder der Energieumsatz, MET erfasst. Im Fragebogen geht es um die Bereiche Schlaferholung, Stressempfinden, Risikoverhalten und es werden individuelle Stresssymptome abgefragt. Im anschließenden Gesundheitsbericht zeigt ein Ampelsystem wie gut oder weniger gut man in den einzelnen Bereichen aufgestellt ist.

LUCAS SPRANGER, Sportwissenschaftler
Für Betriebe ist es interessant, weil damit die Mitarbeiter optimal erreicht werden können. Es ist dezentral auch für Schichtarbeiter einsetzbar, weil das Gerät nach Hause geschickt wird. Und das Unternehmen hat wenig Aufwand, weil es über die Online-Möglichkeit einer Anmeldung für das Unternehmen in dem Sinne getan ist. Und der große Vorteil im Nachgang: wir können die Gesundheitsdaten der Mitarbeiter in anonymisierter Form am Schluß dem Unternehmen zur Verfügung stellen.

…und für den einzelnen eine IST Analyse, die bei weniger zufriedenstellenden Werten das Bewusstsein für einen gesundheitsförderlichen Lebensstil schärfen könnte. Prävention ist mittlerweile zentrales Anliegen der Krankenkassen, oder Gesundheitskassen, wie sich inzwischen viele Kassen lieber bezeichnet wissen wollen. Im Rahmen der von ihnen geförderten Individual- und Unternehmensprävention beraten sie auch bei Fragen zum Einsatz digitaler Gesundheitsanwendungen im Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Links zu Prüforganisationen auf dieser Website.

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