A+A Kongress 2023 – Impulse für eine neue Arbeitswelt

unter diesem Motto stand der 38. internationale A+A Kongress, organisiert von der Bundesarbeitsgemeinschaft für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (Basi). Digitalisierung, der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und nachhaltige Strategien im Arbeitsschutz waren einige der Schwerpunktthemen. In Foren, Veranstaltungen und auf Workshops wurden erfolgreiche Anwendungsbeispiele aus der Praxis des Arbeits- und Gesundheitsschutzes vorgestellt. So zentrale für den Gesundheitsschutz wichtige Themen wie Gesundheit und Psyche, Einwirkungen am Arbeitsplatz oder Management und Führung wurden diskutiert. Praktiker trafen auf Experten. Welche Bedeutung und Rolle Führung und Führungskräfte im Arbeits- und Gesundheitsschutz haben, war Gegenstand einer Veranstaltung der BG RCI.

Innovative Technologien im Arbeits- und Gesundheitsschutz

Assistenzsysteme wie Exoskelette können Menschen bei physischen Arbeitsaufgaben unterstützen. Doch welche körperlichen Auswirkungen die langfristige Nutzung von Exoskeletten hat, dazu gibt es noch keine ausreichend gesicherten Erkenntnisse. Das Institut für Arbeitsschutz der DGUV hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, das zu untersuchen, um Handlungsempfehlungen für den Einsatz von Exoskeletten in Industrie und Handwerk zu geben.

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Innovative Technologien wie Assistenzsysteme, Roboter oder Künstliche Intelligenz führen zu weitreichenden Veränderungen in der Arbeitswelt und bieten auch im Arbeits- und Gesundheitsschutz viele Möglichkeiten. Diese Entwicklung wurde auf der A+A 2023, der weltweit größten Arbeitsschutzmesse deutlich. Mit dem Leitmotiv „Impulse für eine bessere Arbeitswelt“ wurde der Fokus auf neue Ideen, Lösungen und Produkte gerichtet, die dazu beitragen können, die Arbeitswelt sicherer, effizienter und gesünder zu gestalten.

So gehören Muskel-Skelett-Erkrankungen zu den häufigsten arbeitsbedingten Erkrankungen, meist werden sie durch hohe körperliche Belastungen am Arbeitsplatz verursacht. Assistenzsysteme wie Exoskelette sind ein möglicher Präventionsansatz, der die Beschäftigten körperlich entlasten könnte. Sie werden direkt am Körper getragen und es gibt Modelle, die mit elektrischer Unterstützung arbeiten, das sind aktive Exoskelette, und passive, deren Wirkweise mechanisch ist. Inzwischen haben einige Produkte beider Kategorien einen Standard erreicht, der den Gebrauch in Industrie und Handwerk grundsätzlich ermöglicht und das Interesse daran ist hoch. Doch bislang gibt es wenig gesicherte Erkenntnisse über die körperlichen Folgen einer längerfristigen Nutzung am Arbeitsplatz. Es ist deshalb nötig die Auswirkungen der Langzeitnutzung zu untersuchen. Die Institute für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, das IPA und das IFA haben es sich zur Aufgabe gemacht diese Problematik zu erforschen.

JASPER JOHNS, Institut für Arbeitsschutz der DGUV
Die meisten Ergebnisse, die wir bis jetzt gesammelt haben, stammen aus dem Labor. Und da haben wir natürlich immer ein sehr kontrolliertes Umfeld und können einzelne Bewegungen simulieren. Was wir da sagen können, ist, dass wir eine Teilunterstützung von bestimmten Körperregionen erreichen können, die sich in etwa im Bereich 10 bis 30 % bewegen. Was uns allerdings noch fehlt, sind weitreichende Praxiserfahrungen, das heißt der Schritt, vor dem wir jetzt gerade stehen, das zusammen mit Unternehmen und Herstellern und den Berufsgenossenschaften immer weiter ins Feld hineinzugehen, Erfahrungen zu sammeln und dann auch einschätzen zu können, wie wirklich die Situation im Betrieb aussieht.

Als besonders belastende Tätigkeiten werden Über-Kopf-Arbeiten eingeschätzt, sie finden häufig im handwerklichen Bereich statt und können selten durch ergonomische Maßnahmen und geeignete Hilfsmittel eliminiert werden. Deshalb wurden für diese Tätigkeiten spezielle Exoskelette entwickelt. Diese sind so konstruiert, das vor allem die Schultern, die bei diesen Arbeiten besonders stark beansprucht sind, entlastet werden.

JASPER JOHNS, Institut für Arbeitsschutz der DGUV
Bei Über-Kopf-Tätigkeiten ist es so, dass wir je länger die Arbeit über Kopf ist, desto besser ist die Unterstützung, die wir durch die Exoskelette erreichen können. Denn ein ganz großes Problem, was wir häufig sehen, ist, dass die Zeitanteile, in denen ich wirklich in dieser belastenden Position bin, wenn man genau hinguckt, doch gar nicht so groß sind. Und wenn ich lange über Kopf arbeite, bekomme ich auch möglichst lange eine Unterstützung. Und es sieht erst mal am vielversprechendsten aus.

Weil Exoskelette in Deutschland zur Zeit meist in Form von Projekten verwendet werden, gibt es auch wenig aussagefähige Parameter in punkto Spezifik der Einsatzmöglichkeiten. Wohin könnte, sollte die Entwicklung gehen?

JASPER JOHNS, Institut für Arbeitsschutz der DGUV
Auf der einen Seite ist der Einsatz natürlich eine Preisfrage, auf der anderen Seite kommen wir auch immer mehr dahin, dass die Systeme gerade versuchen, mit einer Lösung verschiedene Probleme oder viele Probleme zu erschlagen. Und wir gehen davon aus, dass sich die Entwicklung ein bisschen weiter spezialisieren muss. Das heißt die Definition des Problems muss spezieller werden, die Tätigkeiten noch besser verstanden werden. Und dann muss vielleicht auch das Exoskelett an sich besser an diese Tätigkeit angepasst sein.

Der Einsatz von Exoskeletten könnte eine Möglichkeit sein, Gesundheit und Leistungsfähigkeit langfristig zu erhalten, was besonders in Zeiten des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels ein wichtiges Ziel ist.
Vor einer klaren Empfehlung sind jedoch neben den bisherigen Erfahrungen und Forschungen weitere Forschungsergebnisse zu möglichen Langzeitfolgen abzuwarten, bevor klare Handlungsempfehlungen für den Langzeiteinsatz gegeben werden können. Erste Leitlinien und Vorschläge zur Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung beim Einsatz von Exoskeletten bietet das Institut für Arbeitsschutz der DGUV.

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