Die Umsetzung der im Arbeitsschutzgesetz benannten Pflichten für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz übertragen die Unternehmen in der Regel den Führungskräften und somit tragen sie die Verantwortung für deren Durchsetzung. Doch Verantwortung, auch im Arbeitsschutz ist nicht nur eine Frage von Gesetzen und Regelungen, sie geht weit darüber hinaus und muß ganzheitlich wahrgenommen werden.
DR. MONA RYNEK, Arbeitspsychologin, BG RCI
Und um dieses Thema etwas genauer zu beleuchten, habe ich einen Gesprächspartner hier. Jan Martius ist schon seit über 30 Jahren Aufsichtsperson und selbst auch Führungskraft.
JAN MARTIUS, Leiter Präventionszentrum Hamburg, BG RCI
Ich zeig mal die erste Folie, die ich hier, die ich vorbereitet habe. Die ist ein Ausfluss aus der Untersuchung der tödlichen Arbeitsunfälle der BG RCI von 2004 bis 2016. Das waren tatsächlich 327 Unfälle. Menschen, die dort zu Tode gekommen sind, die nicht mehr nach Hause gekommen sind, also bei uns, bei der kleinsten BG schon eine sehr große Zahl, denke ich. Und was man hier sehen kann, ist in 75% der Fälle hatte tatsächlich die verunfallte Person einen direkten Einfluss auf den Unfall. Es ist also etwas, was das Handeln dieser Person, also der des Menschen, der das durchgeführt hat, tatsächlich den Unfall erst ermöglicht. Also das konnten wir ganz eindeutig sagen, weil natürlich die tödlichen Unfälle bei uns die best untersuchtesten Unfälle sind. Das ist übrigens ein Ergebnis eines Projektes der Vision Zero Strategie. Das ist schon mal angesprochen worden, die wir jetzt natürlich auch mit zum Beispiel mit dieser Veranstaltung auch weiter fortführen. Das ist jetzt ein Etwas, was tatsächlich ein bisschen darauf hinweist, dass das Verhalten des Verunfallten ganz wichtig ist, aber natürlich ist das nur ein Baustein, der der ganzen Sache. Diese gleiche Untersuchung hat auch folgendes gezeigt, die tödliche Gefahr, die in diesem Fall in diesen 327 Fällen tatsächlich vorgeherrscht hat. Die Frage wurde gestellt: War dieses für die verunfallte Person leicht zu sehen? In zwei Drittel der Fälle war es „Ja“, aber viel wichtiger für unser Thema heute ist eben: War diese tödliche Gefahr auch für die Führungskraft, für den Unternehmer zu sehen. Und da kann man eben sagen: Jawohl, in mehr als der Hälfte der Fälle hätte die Führungskraft eben vorhersehen können, dass diese tödliche Gefahr da ist, wenn man sich die Situation vorher angeguckt hätte. Auch die Fachkraft Arbeitssicherheit, hier sind einige sicherlich auch im Raum. Du fragtest, was zur Verantwortung gehört, wäre für mich dann eben diese… ist nicht Neues für Sie, die Gefährdungsbeurteilung, die Betriebsanleitung, die Unterweisung, die Gestaltung der sicheren Arbeitsbedingungen, die Kontrolle, dass man auch schaut, dass die Mitarbeitenden entsprechend so arbeiten, wie wir uns das vorgestellt haben. Das ist das, was zur Verantwortung der Führungskraft auf jeden Fall gehört. Und die Gefährdungsbeurteilung in den Seminaren, sage ich immer: das ist das Werkzeug für Führungskräfte, damit sie abends auch ruhig schlafen können. Die Verantwortung der Führungskraft ist ja vergleichbar mit der Verantwortung die man für seine Kinder beispielsweise hat, das man dann, wenn man weiß, dass seine Kinder sicher leben können, kann man ruhig schlafen, genauso ist es mit den Mitarbeitenden, für die man die Verantwortung hat. Und da kann man sich natürlich fragen, woran liegt es, dass die Führungskraft ihrem, ihrem, ihrer Verantwortung, die Sie ja in der Regel kennt, also dass wir das, dass wir das, dass das Wissen um die Verantwortung Sie weiß auch, wie sie eine Gefährdungsbeurteilung macht, ist ja mehr gesunder Menschenverstand als vieles andere, Leute sind hochqualifiziert und wissen, dass das so ist, wie sie es machen sollten und dass sie das machen müssten, wissen auch tatsächlich um ihre Führungsverantwortung. In der Regel jedenfalls.
DR. MONA RYNEK, Arbeitspsychologin, BG RCI
Also das Wissen ist eigentlich da. Wie kriegen wir aber trotzdem die Leute, die die, das Emotionale mehr gepackt? Meinst du es wäre so ein Ansatz auch das mehr in den Vordergrund zu rücken, also, das es also um den Menschen geht?
JAN MARTIUS, Leiter Präventionszentrum Hamburg, BG RCI
Diese emotionale Betroffenheit ist auf jeden Fall da, kann man sehr gut, muss man nutzen, aber ist natürlich im täglichen Leben so, dass man nicht damit rechnet, dass das so ein Unfall passiert und das dann natürlich, sagen wir mal deswegen das dann nicht so im Vordergrund hat. Wir bieten sehr viel Seminare an Richtung Führungskräfte. Führungskräfteseminare: wie kann man der Verantwortung gerecht werden, Führungskräfteseminare zur Gefährdungsbeurteilung, Seminare zu Unterweisungen, Seminare wie erstelle ich eine Betriebs Anweisung. Das ist etwas, was wir, was ich Ihnen natürlich auch gerne ans Herz legen möchte.
DR. MONA RYNEK, Arbeitspsychologin, BG RCI
Vielen Dank, lieber Jan für das Gespräch, ich mache jetzt die Bühne frei für das Theater.
„DREI KÖLSCH – EIN SCHUSS“ – Improvisationstheater
Wir werden jetzt eine Szene sehen zum Thema Fensterputzen und natürlich sind Axel und Susanne auch wieder mit einem Dilemma ausgestattet. Die beiden spielen die Szene und ich habe hier eine Fernbedienung, ein etwas älteres Modell. Immer wenn ich hier drauf schlage, werden die Kollegen in der folgenden Szene die Sprache wechseln. Werden sie die Sprache wechseln, und zwar von Deutsch in irgendeine Fantasy Sprache.
(SZENE gekürzt)
Wenn ich sechs Tage die Woche in der Firma …SCHWURBEL… darüber entscheiden muss, dann ist es doch wenigstens nicht zu viel verlangt, wenn ich endlich mal am Wochenende zu Hause eine …SCHWURBEL… atme oder nicht?
Nein, das ist es nicht. Und …SCHWURBEL… es ist Dir vielleicht aufgefallen ist, dass du jetzt seit fünf Minuten sprichst und vom …SCHWURBEL… und versucht hast, das Fenster sauber zu machen, das kann ja auch nicht …SCHWURBEL… liegen.
Ja, aber der Fleck ist doch von drau… …SCHWURBEL… . Da kann man…
Ja dann geh auch von außen ran!
Ja, aber ist das aus dem dritten Stock nicht vielleicht ein bisschen zu …SCHWURBEL…
…SCHWURBEL… wieder nur sagen, Du bist der Sicherheitsbeauftragte, da musst Du dich doch mit auskennen. Halt dich halt fest. Soll ich dich …SCHWURBEL… Erik, ich halt dich …SCHWURBEL… an die Hose und dann wird…SCHWURBEL…
Diese Hose ist schon ein bisschen älter …SCHWURBEL… die könnte mürbe im Schritt sein. Und deswegen halt mich lieber …SCHWURBEL…
Bitteschön.
…SCHWURBEL…
…SCHWURBEL… von hier aus nicht sehen. Sicher, wenn du da aufschlägst …SCHWURBEL…
Ja, aber wie kriegt man dann so was wieder weg, wenn man da rausgeht? Nein. Weißt du, was mir aufgefallen ist?
Was ist dir aufgefallen, Erik? Ich konnte das Fenster nach innen öffnen. Ich komme hier GERÄUSCH FENSTERPUTZEN. ganz sicher an den Fleck dran.
Mein Gott ! Du bist ja ein Genie!
Ich bin ja auch… LACHEN. – Mein wunderbarer Mann!
Aussagen von Teilnehmenden
Also es ist im Gegensatz zu vielen anderen Geschichten sehr auflockern, sehr spannend.
Ich finde so Standard-Vorträge nicht so, nur den Text runter rattern. Das ist ein bisschen anstrengend über die Zeit und so lockert die Stimmung wieder ein bisschen auf. Und es macht schon Spaß.
Nicht so dieses ganz ernste, ganz trockene Paragraphen-lesen, sondern einfach super spaßig rübergebracht. Und der Kern ist dargestellt.
Ich habe schon einige Schulungen auch bei der BG RCI besucht und war da eigentlich immer angenehm überrascht, hab auch viel mitgenommen. Das werde ich auch heute hier und auch gerade die Art und Weise, wie es rübergebracht wird, finde ich super.
Medien zum Thema im Mediencenter auf der Website der BG RCI